Ausschreibung für den Caroline-Schlegel-Preis der Stadt Jena 2023
Bereits zum neunten Mal wird im September 2023 der Caroline-Schlegel-Preis der Stadt Jena vergeben.
Die Namensgeberin des Preises, Caroline Schlegel, gilt als kommunikatives Zentralgestirn der Jenaer Frühromantiker und als eine der ersten emanzipierten Frauen der deutschen Literatur- und Kulturgeschichte.
Sie war in zweiter Ehe mit dem Schriftsteller, Philologen und Übersetzer August Wilhelm Schlegel verheiratet, später mit dem Philosophen Friedrich Wilhelm Schelling und hatte nicht nur an der Gedankenwelt, sondern auch vielen Werken der Frühromantiker entscheidenden Anteil. Ebenso intellektuell wie pointiert, verkörpert Caroline Schlegel die für den Preis wichtigsten ‚carolinischen Tugenden‘ – Eigensinn, sprachliche Gewandtheit, Empathie und gesellschaftlichen Mut.
In Anlehnung an das Wirken und die Persönlichkeit der Namensgeberin würdigt der Caroline-Schlegel-Preis herausragende Leistungen im Genre Essay, die sich durch ein hohes sprachliches und stilistisches Niveau sowie eine gedankliche Durchdringung des gewählten Themas auszeichnen.
Der seit Anbeginn von einem privaten Sponsor finanzierte Preis hat sich seit seiner Erstvergabe im Jahr 2000 zunehmend etabliert und in der Literaturszene wachsende Resonanz erfahren.
Zu den bisherigen Preisträgern gehören z. B. Juli Zeh, Thomas Hürlimann, Burkhard Spinnen und Christoph Dieckmann.
Der Preis ist insgesamt mit 7.500 Euro dotiert – 5.000 Euro für den Hauptpreis und 2.500 Euro für einen Förderpreis. Der Förderpreis richtet sich vorrangig an Autorinnen und Autoren, die am Beginn ihres Schaffens stehen.
Für den Wettbewerb zugelassen sind alle deutschsprachigen Texte, die entweder von den Autoren selbst oder auf Vorschlag wichtiger Redaktionen, Verlage, Vereine und literarischer Institutionen eingesandt werden. Die Empfehlenden haben für den Haupt- und Förderpreis jeweils ein Vorschlagsrecht.
Detaillierte Angaben zur Ausschreibung finden Sie in dem beigefügten Anhang und unter:
https://www.romantikerhaus-jena.de/de/unser_haus/caroline-schlegel-preis/678521
Bewerbung mit Angaben zum persönlichen Werdegang in vierfacher Ausfertigung senden Sie bitte per Post an:
- Romantikerhaus Jena
- Städtische Museen Jena
- JenaKultur
- z. Hd. Max Pommer
- Unterm Markt 12 a, 07743 Jena
Einsendungen per E‑Mails können nicht berücksichtigt werden!
Für Rückfragen erreichen Sie uns unter folgenden Kontaktdaten:
- 03641–498240
- 03641–498243
- max.pommer@jena.de
- romantikerhaus@jena.de
Einsendeschluss: 31. Mai 2023
Die Preisverleihung ist am 2. September 2023
Grundsätze des Caroline-Schlegel-Preises der Stadt Jena
I. Präambel
Um die Brüder August Wilhelm und Friedrich Schlegel und deren Frauen Caroline und Dorothea gruppierte sich um 1800 jener Kreis von Literaten, Philosophen und Naturwissenschaftlern, der als „Jenaer Frühromantik“ in die europäische Kulturgeschichte einging. Auf der Suche nach einer neuen Form der „Symexistenz“ entwickelte sich aus dem frühromantischen Salon das Ideal der romantischen Geselligkeit. Die Briefe der Caroline Schlegel und die vieler Zeitgenossen bezeugen, dass Caroline in ihrer Wirkung auf die Frühromantiker mehr war als eine Salondame. Treffsicherheit und Spottlust in ihren Briefen lassen eine Frau erkennen, die Partnerin, Ratgeberin und geselliger Mittepunkt eines Zirkels von Intellektuellen war, dessen Wesen sich im lebendigen Austausch von Gedanken und Gefühlen bestimmen sollte. Nach Carolines Tod schrieb ihr Mann, der Naturphilosoph Schelling: “… dass dieses Meisterstück der Geister nicht mehr ist, dieses seltene Meisterstück von männlicher Seelengröße von dem schärfsten Geist, mit der Weichheit des weiblichsten zartesten liebevollen Herzen vereinigt. Oh, etwas derart kommt nicht wieder.“
II. Ausschreibungs- und Wertungsmodus
Im Frühjahr 2000 wurde mit der Wiedereröffnung des rekonstruierten Jenaer Romantikerhauses als Literaturmuseum erstmals der Caroline Preis der Stadt ausgelobt. Seit 2002 wird er im Turnus von jeweils drei Jahren vergeben.
Gewürdigt werden sollen in Anlehnung an das Wirken der Namenspatronin des Preises herausragende Leistungen in den Genres Feuilleton und Essay, die sich durch ein hohes sprachliches und stilistisches Niveau und eine solide Recherche auszeichnen.
Die Bewerbung ist offen, zugelassen im Wettbewerb sind alle deutschsprachigen Texte, die entweder von den Autoren selbst oder auf Vorschlag wichtiger Feuilletonredaktionen, Verlage, literarischer Institutionen und Vereine eingesandt wurden. Jeweils für einen Haupt- und einen Förderpreis haben die Empfehlenden ein Vorschlagsrecht. Der für den Hauptpreis vorgeschlagene Text sollte dabei als pars pro toto eines besonders engagierten und verdienstvollen Gesamtschaffens stehen. Für den Förderpreis haben wir von der Festschreibung einer Altersgrenze abgesehen. Als Kriterium für die Aufnahme in den Kreis der Bewerber um den Förderpreis gilt neben den qualitativen Anforderungen, dass sich die betreffenden PublizistINNen am Beginn Ihres Schaffens befinden.
Die eingereichten Texte dürfen jeweils 10 bis 15 Manuskriptseiten nicht überschreiten. Sollten sie bereits veröffentlicht sein, darf die Veröffentlichung nicht länger als zwei Jahre zurückliegen. Einzureichen sind vier Exemplare des Textes, die für Jurierungs- und Dokumentationszwecke beim Veranstalter verbleiben.
III. Jury
Das von einem privaten Sponsor zur Verfügung gestellte Preisgeld in Höhe von insgesamt 7.500 € wird in der Regel in einen Hauptpreis, dotiert mit 5.000 €, und einen Förderpreis, dotiert mit 2.500 €, geteilt. Gegebenenfalls kann die Jury auch eine andere Teilung vornehmen. Als Ausrichter bzw. Veranstalter fungiert die Stadt Jena, namentlich das Romantikerhaus, Museum der Deutschen Frühromantik der Stadt Jena.
Der Veranstalter kann in Absprache und Beratung mit der Jury, anderen Fachleuten und dem Stifter Änderungen an den Grundsätzen vornehmen.
Bisherige Preisträger
Preisträger 2020
Hauptpreis: Asal Dardan (Berlin) für ihren Essay „Neue Jahre“
Förderpreis: Lara Rüter (Leipzig) für ihren Essay „Oh, just remember, remember, remember“.
Preisträger 2017
Hauptpreis: Christoph Dieckmann (Berlin) für seinen Essay Mein Abendland. Die Ostverbindung
Förderpreis: Ronya Othmann(Leipzig) für ihren Essay Eine Blume, grün, rot und gelb
Preisträger 2014
Hauptpreis: Andreas Dorschel (Wien, Österreich) für den Essay »Ein Brief der Korinther an Paulus«
Förderpreis: Nancy Hünger (Erfurt) für den Essay »Die Stunde der Schatten – zu Wolfgang Hilbigs Erzählung Alte Abdeckerei«
Preisträger 2011
Hauptreis: Ina Hartwig für den Essay „Die absolute Freiheit der Sinne“
Förderpreis: Christina Müller-Gutowski für den Essay „Goethe und die Linie 6“
Förderpreis: Nadja Mayer für den Essay „Die Digitalisierung der Empfindungen“
Preisträger 2008
Hauptreis: Thomas Hürlimann für den Essay »Über die Treppe«
Förderpreis: Dietmar Ebert für den Essay „Vielleicht doch ein Roman – Nachdenken über Kertész‘ Dossier K.“
Preisträger 2005
Hauptreis: Sonja Hilzinger für den Essay „Manchmal bin ich ein Vogel“
Preisträger 2002
Hauptreis: Burkhard Spinnen für den Essay „Skandal“
Förderpreis: Kai Agthe für den Essay „Diese Maschine ist delicat wie ein kleiner Hund und macht
viel Noth.“
Preisträger 2000
Förderpreis: Juli Zeh für den Essay „Justitia in Schlaghosen“
Förderpreis: Steffen Kopetzky für den Text „Justitia in Schlaghosen“
Caroline Schlegel (1763–1809) – Die Namenspatronin des Preises
- Kennen Sie Caroline?
Keine Ahnung? Nur ein Name ohne Zusammenhang? - In unserem Fall ist es Caroline Michaelis.
Sie war die Tochter des berühmten Göttinger Universitätsprofessors Michaelis, Jahrgang 1763. Das hilft Ihnen nicht weiter? - Wie ist es mit Caroline Michaelis Böhmer?
Den Namen ihres Mannes Franz Böhmer, Mediziner in Clausthal, trägt sie seit 1784. In der Abgeschiedenheit des kleinen Harzstädtchens entwickelt die begabte und gebildete Caroline ihr Talent als Briefeschreiberin. Dieser Name sagt Ihnen immer noch nichts? - Dann weckt vielleicht Caroline Michaelis Böhmer Schlegel Erinnerungen an eine femme fatale des 18. Jahrhunderts?
Die Witwe Böhmer, als Jakobinerin verdächtigt, auf der Festung Königstein in Haft, gesellschaftlich verrufen, wird durch die Ehe mit August Wilhelm Schlegel wieder salonfähig. Sie wird das weibliche Zentralgestirn des Jenaer Frühromantikerkreises. - Caroline Michaelis Böhmer Schlegel Schelling
Wir wissen, dieses Wortungetüm hat Caroline nie als Namen getragen. Der Philosoph Schelling, den sie in Jena kennenlernt, wird die größte Liebe ihres Lebens. Auf der Suche nach ihrem Lebensglück verstößt die „Dame Luzifer“ mutig gegen die Konventionen ihrer Zeit und trennt sich von August Wilhelm Schlegel.