Wulf Kirsten
über dem Ettersberg wabert
schlieriger grauschleierdunst,
nichts als zwei worte
fielen mir bei an diesem morgen,
mit denen schon alles gesagt war
zu diesem tagesanbruch, zwei
worte, die sich gebieterisch
vordrängten wie der kernbeißer
mit seinem schwarzen kehlfleck
vorm futterhaus: trübetimpelig ,
das reimt sich so glatt
auf pimpelig im selbstangebot
ohne not und mit wenig aufwand
an verstand, dann kam mir
aber noch sinnigerweise
gefühlsverstärkend zur seite
gesprungen: bedript
aus der wäsche gucken
wie jeden morgen die kanzlerin,
einmalig diese verlegenheits-
geste, wie sie ihre mundwinkel
so unnachahmlich gekonnt
nach unten zu korrigieren versteht,
der Duden, der es wohl wissen
wird, sagt mir korrekterweise
heißt es bedripst, dies sei
norddeutscher herkunft,
klingt aber mehr nach beschwipst,
zwei worte nur, die mir
dieser morgen nach Heiligabend
beschert, immerhin mußt ich
erst nachsehn in etwelchen
auskunfteien, ob ich
der deutschen sprache noch mächtig,
von einschlägigen wörterbüchern
wird mir bestätigt,
daß sich die morgeneingebung
nicht geirrt hat
trotz schwacher sicht
im trübetimpeligen licht .
Lesung zu den Thüringer Literatur- und Autorentagen 2010 auf Burg Ranis
Mit freundlicher Genehmigung des Autors. Alle Rechte beim Autor.