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Zauberer

Ursula Schütt

 

Drei­mal am Tag
laß ich mich an den Ohren
aus dem schwar­zen Zylinder
ziehn zappel
im sam­ti­gen Fell
drei­mal am Tag
flieh flatter
ein flie­gen­der Fächer
far­bi­ger Seide
lande leichtfüßig
drei­mal am Tag
als Taube auf dei­ner Schulter
picke Brosamen
aus dei­nem Mund
und

rück­lings gebunden
sägst du mir drei­mal das Herz
durch im Leib laß ich mich
vorführen
als schwe­bende Jungfrau
drei­mal am Tag
ver­brenne fast
in flackern­den Flammen
feu­ri­ger Reifen
fau­che verächtlich
drei­mal am Tag
machst du mich zur Leopardin
im Käfig
Bei­fall im Rund
und

ich sprenge
die Git­ter was brauch ich
Bro­sa­men aus dei­nem Mund
Senke sanft
in Seide und Samt
mein geschun­de­nes Herz
drei­mal am Tag
zieh mir das wei­che Fell
über die Ohren
bin die ich bin
jeden Tag
nackt
wund
Geläch­ter im Rund
und

in der Hand hältst du
den schwar­zen Zylinder.


aus: Gehen muss ich auf dem Faden Zeit. Gedichte, Gotha, 2011. Alle Rechte bei der Autorin. Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung der Autorin.
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