Ursula Schütt
Pandabärinnen bevorzugen große starke Pandabären. Die wissen das und setzen, so im Vorbeigehen, eine Urin-Duftmarke ins Gebüsch und an Bäume. Je höher die Marke, um so größer und potenter der Mann
Ein junger Pandabär war der kleinste unter seinen Artgenossen. Die Bärinnen duldeten ihn nicht in ihrem Revier. Der junge Bär gebrauchte eine List. Er schwang sich an einem Bambusrohr empor, hielt sich ein Weilchen fest und – ließ es von dort oben »regnen«.
Seine männlichen Artgenossen mieden das Revier, mit einem so großen Bären wollten sie nicht kämpfen. Eine hübsche runde Pandabärin zeigte sich beeindruckt und hielt sich beinahe ständig in der Nähe der Markierung auf. Das wollte sich der junge Pandabär zunutze machen, doch mit ein paar Prankenhieben vertrieb die enttäuschte Bärin den Angeber.
Merke:
Wer von ganz oben pinkeln kann
ist noch längst kein großer Mann
aus: Ursula und Siegfried Schütt – »Das große Fressen. Grimmige Fabeln und Fabelhafte Märchen, Edition Ornament im quartus Verlag, Bd. 6., hg. Jens-Fietje Dwars, Bucha 2009. Mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Verlages. Alle Rechte beim Verlag.