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Variation auf: Erich Haeckel »Beim Friseur« (1913)

Siegfried Nucke

 

Es wird ange­rich­tet. Die blas­sen Mei­ster spitzen
Ihre Ohren: – Dem Kai­ser träumte in der Oper,
Er sei Bel­sa­zar – Im Spiegelbild
Ein maje­stä­tisch Haupt. Dem Volk gewo­gen noch,
Noch nicht zu leicht befun­den der öffent­li­che Schnitt.
Der aus­ra­sierte Schä­del formt sich. Doppelt
Der Kaiser
Sein eige­ner Bar­bier. Wie ein gebrochner
Penis pen­delt sein Arm (sein Schwert, geknickte Lanze
Män­ner­treu – ein schie­fes Bild) aus überm Schopf. Und
Sein zivi­ler Freund (im Hin­ter­grund) gibt sich
Genüg­sam. Schmäch­ti­ger Tief­sinn. Noch halten
Die Kir­chen­fen­ster an den Fronten
Sich bedeckt. Der Frie­dens­kai­ser kommt
Erst mor­gen: Helm ab
Zum Gebet. Die bra­ven Zir­kel drängt es
Auf­zu­bre­chen, souf­fliert der blei­che Herr. Auseinander
Treibt es. Das schöne Bild (Ver­quäl­ter Unschuld)
Der blei­che Herr
Sieht zu. Sein Kai­ser ein Bar­bier schert sich
Den Kopf (Dem Volk ein Vor­bild). Dieweil:
Gefreitenväter
Dis­zi­pli­nie­ren ihre losen Schen­kel. Die Scherenbeine
Schla­gen aneinander.
Miß­lich: Des Kai­sers Her­me­lin fällt
Wie ein nas­ser Sack zur Erde. Das schöne Blut
Der and­ren darf sich noch nicht breiten.
(Der Ord­nung hal­ber) Geduld.
Es soll ange­rich­tet werden.


Abdruck mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Autors. Alle Rechte beim Autor.
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