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Vanessa dell’ortica

Moritz Gause

 

Auf frem­dem Feld

Klei­ner Fuchs, auf mei­nem Kopf­kis­sen nahmst Du uner­wünscht Platz
fre­cher Vogel, und schwer­lich nur lie­ßest nach drau­ßen Dich locken:
Lass Dich fan­gen von Enthu­si­ast, Fle­der­maus oder Spatz –
brauchst nicht näch­tens auf nächt­li­che Kis­sen Dich hocken.

Gespinst, rot geädert

Vom heu­ti­gen Irren zwi­schen Bahn­stei­gen und Bahn­hö­fen der Gedanke
Lau­ernd die Katze am Hang, Fur­che an Fur­che, auf Jagd
in Ammer­bach, nach Mäu­sen. Tief stand die Sonne am Abend.
Gefal­len hätte sie Dir, ruhig ver­harrte sie, Du
lagst mor­gens bei mir, Dein Rücken an mei­ner Brust, mei­nem Bauch.
Lang­sam trie­ben wir, im Bett, in den Tag hinein.

Im Wag­gon der Blick aus dem Fen­ster: das Spring­kraut, zwi­schen Wei­den, Birken
und Pap­peln ver­steckt, am Bach. Elstern strei­chen ab, es sind zwei.
Rost­ro­ter Fal­ter, blauer Per­len Flü­gel­rän­der, mir
bleibt der Gedanke an Dich, Klei­ner Fuchs, das ist
des Fal­ters Lapis­la­zuli, von mei­nem Kis­sen nahm ich ihn sanft auf,
das Fen­ster geöff­net, doch flüch­ten wollt er nicht.

Gedan­ken an Dich, so ver­zweigt die Gleis­an­la­gen, Frank­furt Hauptbahnhof.
Zwi­schen hal­len­den Durch­sa­gen, klap­pern­den Trol­leys und Ham­bur­ger Fangesängen,
den zischen­den und krei­schen­den Brem­sen: ich mit Milch­kaf­fee, viel Schaum,
den reichte ich Dir gern, auf einem Löf­fel, wie in Amster­dam nach Mitternacht −
ich wun­derte mich selbst über mich. Du hieltst die Augen geschlossen,
und schmeck­test nach, ein wenig Schaum noch zwi­schen Dei­nen Lippen.

Es sind die Züge, die Trams, das Unter­weg­sein über­haupt, wie Du bald sitzt,
über den Bren­ner in die Nacht, im Wag­gon lesend und schrei­bend, daran denk ich.
Oder unser Weg den Bahn­damm ent­lang, lang­sam den Him­mel ausmessend
die Stern­schnuppe über dem Feld. Regio­nal­bah­nen, rot, Dein Haar,
ein kecker Fal­ter in der Nacht. Es ist alles der Shawl
im Gespinst, rot geädert Klei­ner Fuchs, Bahn­hof Mainkur.


Kur­zer Brief aus der Nacht

Die Fähe, ent­lang des Bahn­damms, strich vorbei,
als setz­test Du ein Zei­chen mir von Ferne.
Die Nähe die­ses Abends: ich bin allein, doch hier sind zwei,
als netz­test so im Tau mir Sterne.


Alle Rechte beim Autor.
Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Autors.
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