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Die heilige Radegunde in Poitiers

Wilhelm Bartsch

 

Mein Licht, mein Öfchen, du mein Tier
auf den vier Eisenpfoten,
wie bliebst du selt­sam treu bei mir,
frisst auf, was mir verboten:
zu sagen, wie mir wirk­lich ist,
mein Zagen und mein Klagen,
du frisst mein Leid auf, und du bist
mein Schatz aus Kindertagen.

Mein Herz aus Helfta, du mein Lied -
Kannst du› s denn hel­fen tragen?
Was willst du, mein Geheimnisschmied,
denn mich noch immer fragen?
Was wir denn hier im Abendland
zur Schei­ter­glut noch singen?
Ich sah mein Lieb im Krieg verbrannt,
hörte mein Herz zerspringen.

Mein Fun­ken­schlag, mein schwar­zer Herd,
wie soll das mit uns werden?
Wenn Glück mir noch­mals widerfährt,
geschieht› s nicht mehr auf Erden.
Belad­nes Tier, dann fah­ren dir
die Sterne aus den Taschen,
dann rei­ten wir zur Himmelstür
auf einer Bahn aus Aschen!


aus: Mit­tel­deut­sche Gedichte, Mit­tel­deut­scher Ver­lag, Halle/Saale 2010.
Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Mit­tel­deut­schen Ver­la­ges und des Autors.
Alle Rechte beim Mit­tel­deut­schen Verlag.

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