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Das gewisse Etwas

Steffen Mensching

 

Etwas, neben einem Hund, eine Art
Schä­fer­hund, schwarz, etwas zottelig,
Etwas, neben einem Hut, schlägt
Kopf­über auf den Bür­ger­steig, etwa
Acht Meter vor dem Café, bleibt etwas
Lie­gen, wider Erwar­ten, etwas erregt
Zwan­zig Sekun­den lang Aufmerksamkeit
Im Poli­zei­funk, etwas, etwa Mitte
Vier­zig, männ­lich, erbricht etwas
Blut auf die erbet­tel­ten Mün­zen, etwa
Sie­ben Mark, die etwas nicht mehr
In Wein ver­wan­deln wird, etwas, zu dem
Sich der Not­arzt, etwas außer Atem,
Den Weg bahnt, etwas, das Harry heißt,
Kalle, Keule oder so etwa, etwas
Mit zehn Zäh­nen, verwaschenen
Augen rast mit etwa acht­zig km/h
Und Sire­nen durch den Freitagabendstau,
Etwas ohne Iden­ti­tät, Wohnsitz
Und Ange­hö­rige liegt, etwas sabbernd,
In einem Bett, etwas, das lange
In kei­nem Bett lag, hängt am Tropf,
Etwas für das jede Hilfe etwas
Zu spät kommt, etwas, dem man etwa
Ein, zwei Tage gibt, höchstens
Eine Woche, etwas, das als Kind etwas
Wer­den wollte, Lokomotivführer,
Etwas mit Rechtschreibschwäche
Und gelb­grauen Fin­gern, etwas
Ver­narbt, unter der Sauerstoffmaske,
Etwas unter dem Existenzminimum,
Etwas, das nie mit dem Flug­zeug flog,
Etwas, das der Diensthabende
Der Sta­tion, etwas über­mü­det, abschaltet,
Wäh­rend der Tages­schauspre­cher etwas
Regen ankün­digt, etwas mit einer Nummer
Am gro­ßen Zeh des rech­ten Fußes,
Schon etwas kalt, wird rasiert
Und gewa­schen, etwas verbrennt,
Etwas spä­ter, zu etwas Asche, etwas
Spur­lo­ses, auf das im Tierheim
Etwas war­tet, ein Hund, eine Art
Schä­fer­hund, schwarz, etwas zottelig.


aus: Stef­fen Men­sching »Ber­li­ner Ele­gien«, Faber und Faber Ver­lag, Leip­zig 1995.
Alle Rechte beim Autor. Abdruck mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Autors.
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