Zum Internationalen Tag der Provenienzforschung am 9. April 2025 spricht Paul Kahl in seinem Vortrag „Sozialdemokrat. Buchenwaldhäftling. Provenienzforscher“ über Benedikt Kautsky und die Weimarer Bibliothek.
In der Zeit der Weimarer Republik gab es in Thüringen ca. 250 Gewerkschaftsbüchereien und SPD-Bibliotheken. Sie wurden 1933 von den Nationalsozialisten zwangsaufgelöst. Der größere Teil der Bücher wurde vernichtet, ein kleinerer Teil an staatliche Bibliotheken verteilt; davon gelangten auch einige Bände in die damalige Thüringische Landesbibliothek. Bereits 1945 suchte Benedikt Kautsky, ein ehemaliger Häftling des Konzentrationslagers Buchenwald, als Mitarbeiter der Landesbibliothek danach – eine frühe Form von „Provenienzforschung“. Seine Recherchen blieben jedoch folgenlos.
In der Herzogin Anna Amalia Bibliothek wurde in den letzten Jahren NS-verfolgungsbedingt entzogene Buchbestände systematisch ermittelt. Nach einer ersten Restitution von Büchern an die Friedrich-Ebert-Stiftung 2020 und 2021 können nun 193 weitere Bücher zurückgegeben werden.
Zur Veranstaltung begrüßen wird der Bibliotheksdirektor Dr. Reinhard Laube. Nach einer thematischen Einführung durch Rüdiger Haufe, wissenschaftlicher Mitarbeiter für Provenienzforschung an der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, wird Dr. Paul Kahl referieren. Im Anschluss daran werden ausgewählte Bücher präsentiert.
Dr. Paul Kahl, Literatur- und Kulturhistoriker, arbeitet seit 2021 als wissenschaftlicher Mitarbeiter (Sammlungshistoriker) an der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar. Zuletzt erschien von ihm: „Die Weimarer Museen. Ein erinnerungskulturelles Handbuch“, Dresden 2022.
Veranstalter: Herzogin Anna Amalia Bibliothek.