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Sozusagen grundlos vergnatzt

Anke Engelmann

 

Wie scheuß­lich, wenn am Him­mel Wol­ken ziehen
und wenn es reg­net, hagelt, friert und schneit,
ich hasse das. Doch in der grü­nen Jahreszeit
wird’s noch viel schlim­mer: Rosen und Holun­der blühen,
und alle freuen sich, dass Dros­seln, Amseln, Meisen
vor Son­nen­auf­gang lär­men und die Bien­chen schwärmen,
und Mücken bei­ßen – die komm’ immer nur zu mir –
und ich will nach sonst­wo­hin verreisen:
Doch das macht nur Stress. So bleib ich lie­ber hier.
Da hilft nur: Fen­ster zu und dicht die Jalousie.
Bleib mir vom Leib mit Hum­meln, Luft­bal­lons und Frühlingspoesie!

Ich soll mich freuen, dass der Mond am Him­mel steht?
Ich freu mich. Klar. Vor allem dann, wenn der Planet
mir nachts ins Zim­mer knallt. Und dann das Jahreszeiten-Rund:
Erst ist es kalt. Dann warm. Dann wie­der kalt. Na und?
So ist’s nun mal: Dass Herbst auf Som­mer folgt und Lenz dem Winter
bleibt besten­falls banal, zeigt nur: Die Zeit ver­rinnt. Wer
darin mehr sieht, ist bestimmt nicht dicht.
Ihr Eso-Quat­scher wollt das nicht verstehn?
Könnt ich ’nen Sinn in all dem seh’n, dann höch­stens den:
Mit guter Laune ändert sich doch nüscht.

In mir sieht alles dun­kel aus und finster,
Der Zwang zum Lächeln macht mich aggressiv.
Tatsch mich nicht an! Zisch ab! Pack deine Hirngespinster,
weil schon der ganze Tag mir aus dem Ruder lief!
Wie soll der Mensch, und das ist auch noch vorgeschrieben
den andern Men­schen und sich sel­ber lieben?
Wer alles mies sieht, den kann nichts mehr überraschen!
Es hilft nichts, Illu­sio­nen nachzuhaschen –
man muss sich nur bei­zei­ten dran gewöhnen:
Wer labert hier von Wun­dern und vom Schönen?


Der Abdruck erfolgt mit freund­li­cher Geneh­mi­gung der Autorin.
Alle Rechte bei der Autorin.

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