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Alexandria, von Süden kommend

Mario Osterland

 

es hat mich eine Nacht geko­stet den Staub der Wüste
abzu­hu­sten und einen Tag hab ich gebraucht mich zu
gewöh­nen an den Staub der Stadt er brennt in den
Augen kratzt mir im Hals wird den Tou­ri­sten als
Gewürz ver­kauft liegt kosten­los für jeder­mann als
Schleier in den Stra­ßen es scheint sogar die Häuser
sind aus Staub gemacht von über­all heran geweht
und über tau­sende von Jah­ren zu Fas­sa­den fest
ver­trock­net ging ich hier tage­lang im Sla­lom um die
alten Bar­ri­ka­den begann die Dürre mei­ner Lippen
aus­zu­ko­sten bis das Kon­dens­was­ser der
Kli­ma­an­la­gen die hohle Hand mir über­trop­fen ließ
und kaufte schließ­lich doch zwei Beu­tel Staub als
Pro­vi­ant für mei­nen lan­gen Weg nach Hause es hat
mich mehr als eine Nacht geko­stet um wirklich
wie­der da zu sein


aus: Jahr­buch der Lyrik 2020. Her­aus­ge­ge­ben von Chri­stoph Buch­wald und Dag­mara Kraus, Schöff­ling & Co., Frank­furt am Main 2020.
Alle Rechte beim Autor. Der Abdruck erfolgt mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Autors.

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