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Vormittag am Meer

Jan Volker Röhnert

 

Durch die eigene Anwe­sen­heit zu gehen
ist Stille. Die Leute, gegenseitig,

stö­ren nicht. Sie lie­gen da, aus
gezo­gen, am Strand, blin­zeln müde

gegen die Wel­len. Es ist nicht das Blau,
was von die­sem Tag gesagt sein wird,

sei­nem Him­mel, der See, es ist
die Klar­heit. Man spie­gelt sich

darin, wie in einer abstrakten
Erin­ne­rung an die ersten Stunden

als sie, vor Jah­ren, das Kind
zum Ufer führ­ten. Man fin­det sie

nicht wirk­lich dort, aber die Klarheit
ist inten­siv wie der Geruch des Pinien

Hol­zes tief ist, als beginne es zu
atmen, unter der Sonne, in

einer ande­ren Spra­che nur
als der zitro­nen­gelbe Falter

sich aus dem Laub bewegt
und Anlaß zu einem Lied mit

ein­ge­rück­ten Zei­len gibt, das du
den gan­zen Rück­weg über, bei den

Yach­ten vor den Klip­pen, der
nack­ten Leda, die durchs Was­ser, mit

Son­nen­brille watet, ohne ein Wort
zu strei­chen, ohne

an der Erin­ne­rung zu zweifeln,
bis es auf Papier steht, in Gedanken

wie­der­holst.


aus: Metro­po­len. Gedichte, Carl Han­ser Ver­lag., Mün­chen 2007. Jan Vol­ker Röh­nert, Metropolen.
© 2007 Carl Han­ser Ver­lag, Mün­chen. Abdruck mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Verlages.
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