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Epitaph in erloschener Landschaft

André Schinkel

 

Es schlach­tet dich, es reißt ver­rotzt der Terror
Das Land und dich mit sich hindurch;
Es blakt dein Herz, die goldne Sperrung,
Der All-Ver­schluß, der Lebenswurf.
Du wehrst dich nicht, du bist schon eingeschüchtert,
Die graue Wut faucht auf dich hin –
Den Welt­um­lauf nimmst du: verschlechtert,
Und bit­test nur um: Weg, um: Sinn.

Du läßt dein Hab, du läßt dein Nahes, Gutes,
Und läßt dich, rat­los, einbeziehn –
Und stehst dann dort, bezwung­nen Mutes
Und wähnst dich in der Trauer kühn.
Die Schlä­ger­ban­den hal­ten sich noch gütlich
An dir, wenn du in Bän­dern stehst;
Der Ober­schläch­ter schabt, gemütlich,
Die Stie­fel blank und summt verwest.

Die Land­schaft steht, erlo­schen, redlich,
Das Gras wächst an den Stei­nen feist;
Du bist, so sagt man, wäg­bar schädlich
Und wirst von Äng­sten wirr umkreist.
Das trägst du: Mond­stern, Kreuz und Kappe,
Du bist, der schweigt, im Brüllverein;
Du gehst hin­durch, es fällt die weiße Klappe:
Das ist dein Haus. Dort sollst du sein. –


aus: Unwet­ter­war­nung. Raniser Texte, Pößneck 2007.
Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Autors. Alle Rechte beim Autor.
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