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Die acht steinernen Zeilen

Wilhelm Bartsch

 

Hein­rich von Ofter­din­gen, 3. Kapitel

Durch­ge­hends kalt sind die zwei­hun­dert Ten­n­sted­ter Quellen
Gelb­weiß und grün über­zieht ein Staub oft die Teiche
die schon Agri­cola und der Comte de Buffon
rüh­men wegen der Tiefe und Klar­heit des Wassers

Dort unterm Zeit­fen­ster wiegt sich ein Schwefelanzeiger
wie ein ver­gilb­ter Shawl und der Grund steht in Flammen.
Ein­mal – die Harfe inzwi­schen aus Tuff­stein tief unten –
rief er sie: Drei­mal dumpf don­nernd erscholl der Avernus…

Bleich wie Salz sind die Steine, kalk­weiß, alabastern
hier wo er bleibt im ita­lisch-thü­rin­gi­schen Karst
wo alles schwin­det doch andern­orts wie­der hervorbricht
ganz wie das unstete Leben – er starrt in die Tiefe

Durch­ge­hends kalt bleibt bestän­dig der Gläserlochteich
Stein um Stein zur Tiefe lässt er dort schaukeln
zu all den ande­ren gold­rot und blau dort Entflammten
„Stück­weis das Herz, Caro­line“ – „Ich weiß – und unlöschbar“


aus: Mit­tel­deut­sche Gedichte, Mit­tel­deut­scher Ver­lag, Halle/Saale 2010.
Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Mit­tel­deut­schen Ver­la­ges und des Autors.
Alle Rechte beim Mit­tel­deut­schen Verlag.

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