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Aus dem Val di Zoldo

Roland Bärwinkel

 

Aus dem Val di Zoldo in den
Dolo­mi­ten öff­nen die gelatieri
ihre Wun­der­kam­mern in der Stadt.

Etwas bestellt Eis in einer Waffel,
es ist so läs­sig dabei, als käme es selbst von dort,
wäre gar sein Erfin­der oder des­sen Lieblingsneffe,

ich bewege mich auf der Stelle
als müsste ich taten­los bei etwas zusehen,
müsste war­ten, bis der Ball

zum Elfer frei­ge­ge­ben wird
oder wenn ich hin­ter einem Vorhang
stand, jemand errö­tete im Kuss

mit etwas, das nicht zu ihm gehörte
oder ich an der Hin­ter­bühne wartete,
bis die Musik mich zum tanzen

auf­for­derte oder ich hoffte,
die Prü­fungs­frage passte zu dem
weni­gen, das ich aus­wen­dig gelernte hatte

oder dar­auf, dass die Toch­ter der neuen Verwalter
der Gartenstadtsiedlung
mich die Leine ihres Pfer­des hal­ten las­sen würde

oder ich mir x‑mal Mut zusprach,
die Schie­be­tür zum Wohn­zim­mer zu öffnen,
als sei dann der Spuk vorbei,

der sich böse der Stim­men dahinter
bemäch­tigte oder bei die­ser partiellen
Son­nen­fin­ster­nis oder war es der

Hal­ley­sche Komet, wo geschwärzte
Schei­ben und erstaun­li­che Assoziationen
etwas schütz­ten und zugleich einschlugen

oder wenn sie unter­taucht und sich
die flüs­sige Haut schließt, geheilt auf ewig
unheil­voll, kein Kopf sie je durchbrechen

könnte – und mit einer anmu­ti­gen Geste
wischt etwas an mir vor­bei, beißt
in die ober­ste Kugel, es sind dort

Bie­nen die im Zucker stecken
und wüten


Erst­druck in: L. Der Lite­ra­tur­bote, Heft 105 (April 2012).
Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Autors.
Alle Rechte beim Autor.

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