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Tabula rasa

Steffen Mensching

 

Alles gleich. Gül­tig alles.
Ausch­witz, Wand­litz, Austerlitz.
Ein Abwasch, ein Knopfdruck,
Hokus­po­kus. Ab in den Lokus.
Löscht die Festplatten.

Amne­sie, Amne­stie, Baum und Borke,
Ver­ga­sen, Ver­ges­sen, tertium
Non datar. Wer sich zum Fenster
Hin­aus­lehnt, Jan Hus z. B.,
Muß sich nicht wun­dern, wenn ihm
Der Kopf etce­tera, Häretiker,
Theo­re­ti­ker, sel­ber schuld, 
Pech gehabt.

Man nehme Dr. Oetker.
Warum schlägt nie­mand Dr. Oetker
Zum Nobel­preis vor?
Kein Tak­ti­ker, ein Praktiker.
Appe­tit­lich, friedlich
Haben sich seine Rezepte
Zumin­dest bewährt. Eig­ner Herd
Und Nähr­wert, nix da
Mit Mehrwert.

Der Fetisch­cha­rak­ter der Ware,
Aus­ge­legt von Beate Uhse,
Aus­ge­zeich­net. Proletarier
Aller Län­der? Schwamm drüber.
Schlamm drü­ber. Planierraupen
Schie­ben die Grä­ber zusammen,
Ver­ei­nigt in der Entsorgung.

Ab in den Orkus. Glück­lich ist,
Wer ver­gißt. Das Jahrtausend
Geht sau­ber über die Rampe.
Kei­ner kommt unge­scho­ren davon.
Heil Alz­hei­mer. Drei­mal Nullnull.
In Bad und WC alles okay.
Dem­nächst im Kino.
Sean Con­nery als Tho­mas von Aquino.

 


aus: Stef­fen Men­sching »Ber­li­ner Ele­gien«, Faber und Faber Ver­lag, Leip­zig 1995.
Alle Rechte beim Autor. Abdruck mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Autors.
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