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Papa

Christoph Schmitz-Scholemann

 

Ich bin ja nun mehr­fa­cher Vater und habe auch schon einen grauen Star und
wenn ich etwas Zeit habe ver­wan­delt sich mein Grau in eine Brücke,
alles Grau an das ich je gedacht habe ver­wan­delt sich in eine Eisenbahnbrücke
und es ist immer die­selbe Brücke
zwi­schen dem Eis­sa­lon und der roten Angstkirche
mit dem grauen Stein­ge­län­der durch das ich in die Tiefe schauen konnte,
die Brücke auf der ich Hand in Hand mit mei­nem Vater stand
– denn auch ich hatte einen Vater das könnt ihr mir glauben
und die Schie­nen ansah die ver­wirr­ten sil­ber­nen Fäden woher wohin
und der Dampf stieg auf weiß und pro­phe­tisch aus der schwar­zen Lokomotive
und ein Schrei stieg auf schrill und pro­phe­tisch aus der schwar­zen Lokomotive
und mein Vater fasste mich etwas fester an
denn ich konnte sein Gesicht nicht mehr sehen oben in den Wolken
aber seine Stimme sagte schmeiß die Angst in den Zug
und das hab ich gemacht ich habe gespuckt
und meine Angst rat­terte unter uns hin­durch weg Wag­gon für Waggon
mein gan­zes Unglück bunt wie es war verschwunden
von Solin­gen-Ohligs weit weg
vor­bei am Kin­der­gar­ten vor­bei am Fried­hof und dann
auf und davon
und über die Wup­per für immer


Abdruck mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Autors.
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