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Murmuration

Roland Bärwinkel

 

In den Baum auf unse­rem Hof,
vor dem seit mei­ner Kindheit
das Dach des Hau­ses nied­ri­ger wurde,
flo­gen Stare.
Rie­sige Wel­len, die sich schnitten,
For­ma­tio­nen wuch­sen wie Tornados,
von unten und von oben. Zer­stäu­ben­des Parfüm
aus einem Fla­kon, geflügelt.
Erha­ben, spek­ta­ku­lär, eine andere Welt,
die uns nicht benötigte.
Sie schnalz­ten, pfif­fen, als sie
in den Wip­fel rauschten,
mach­ten grö­ßere Vögel nach,
das Quiet­schen der Eingangstür.
Ganze Wol­ken bausch­ten das Geäst,
mit grau-brau­nen, gol­de­nen Tupfen,
ver­dich­te­ten die Zweige,
erbeb­ten das von uns eingepasste
Baumhaus.
Meine Bret­ter­ma­le­reien waren verblasst,
die Kin­der hat­ten sie über­malt und
Beschwö­rungs­for­meln gewispert.
Kein Laut kam von ihr. Sie kletterte
nicht hinab. Es wurde ganz still.
Dann erhob sich der Baum,
der Klet­ter­strick wie abgeschnitten
vom Anker. Ein heliumgefülltes
Ginkgo-biloba-Blatt, künf­ti­ger Sieger
eines Drachenwettbewerbes.
Stare und Baum und Haus und Strick
und Male­reien und Geheimnisse
und Erinnerungen
fuh­ren auf, nahmen
ihren Schat­ten mit, den Himmel.


Alle Rechte beim Autor.
Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Autors.

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