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im überlicht

Wulf Kirsten

 

Lud­vík Kun­dera zum 90. Geburtstag

hori­zont­li­nie, herbst­klar gezeichnet,
über­wirk­lich nahe­ge­rückt jede baum
krone des berg­rückens, scharf
gestochne säge­blatt­zacken, wald-
stadt­fas­sa­den eng verklammert,
aus­ge­leuch­tet im überlicht,
das grell her­un­ter­ge­drückt wird
von wei­ßen gewöl­ken, ausgefranste,
zer­flie­ßende gebilde, indefinit,
die durch den him­mel segeln,
ost­wärts, weil der wind
es so will, alle dachfirste
im blick­feld scharf­kan­tig gestuft,
nahe­bei von einem vogel besetzt,
der unent­wegt knickst und zum singen
anhebt, aber nicht weit kommt,
wenn er so zag vor sich hin
zip­pert, was nur mag ihn bekümmern?
warum kommt der herbst so früh?
wer hat dich, som­mer, so rasch
umge­blät­tert? nicht ein­mal richtig
gedon­ner­wet­tert blitz auf blitz
gezuckt, mag alles sein, welt
stimm­chen mit schluchzern
in einer frem­den sprache,
nie­der­ge­schmet­tert und schon wieder
abfluggestimmt.


Lesung zu den Thü­rin­ger Lite­ra­tur- und Autoren­ta­gen 2010 auf Burg Ranis
Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Autors. Alle Rechte beim Autor.
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